Geschichte des Ortes

Das Dorf ist am Ursprung des Rossenbaches gegründet worden, der in der Ortslage mit einer kräftig schüttenden Quelle entspringt, die der Heilsborn genannt wird. Über ihr wurde auf dem Heilsberge, einer alten haidnischen Kultstätte, vom Erfurter Peterskloster eine dem heiligen Apostel geweihte Missionskapelle errichtet, aus der die Kirche "Sankt Petri" des Diakonats Ollendorf hervorging. Diese Sedestitelkirche wurde bereits 1228 auf einer Urkunde, die heute im Magdeburger Archiv liegt, erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg ist sie 1646 von schwedischer Reiterei zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Die Pfarreigenschaft ging auf die seit 1506 existierende Unterkirche "Sankt Philippus & Jakobus" über, die 1524 noch Filiale der Pfarrei an der Unterkirche "Sankt Wigbertus" in Niederzimmern war.

 

Ollendorf wird im Codex Eberhardi der Reichsabtei Fulda in einem auf 822 bis 842 zu datierenden Regest als Ollendorf erstmals erwähnt. Der Name bezeichnet das alte Dorf, das sich aus zwei Siedlungskernen bei den bereits erwähnten Kirchen entwickelt hat, die mit der langen Gasse verbunden und durch weitere Ausbauten zu einem Haufendorf anwuchsen. Die Anfänge der Besiedlung reichen jedoch bis in die frühe Altsteinzeit zurück.

 

Um Ollendorf herum gab es noch andere Siedlungen, die sich nicht bis in die heutige Zeit herüberretten konnten. Zu erwähnen ist hier ein kleiner Klosterhof, der von Mönchen bewirtschaftet wurde und der in der Kirschlache zwischen Eckstedt und Ollendorf gelegen war. Nach dem Tode des letzten Mönches wurden 1529 "der Schlüssel von der Pforte abgezogen", worauf die Gebäude zu Anfang des 17.Jahrhunderts verfielen.

 

Es soll auch ein Abzweig aus einem unterirdischen Gangsystem gegeben haben, der von Ollendorf aus zum Klosterhof führte. Zusätzlich sind in der unmittelbaren Nachbarschaft Ollendorfs zwei weitere Dörfer bekannt, die im Laufe der Jahrhunderte aufgegeben wurden und verfielen. In Richtung Wald lag südöstlich das Dorf Giebelsborn. Ein weiteres Dorf mit dem Namen Mannzimmern befand sich in Richtung Eckstedt in grober Lage zwischen Kirschlache und Tongrube.

 

Aufgrund der Lage Ollendorfs an der Via Regia, auf halben Weg zwischen Erfurt und Buttelstedt und im Kreuzungspunkt mit der in Nord-Süd-Richtung von Bad Frankenhausen nach Nürnberg verlaufenden Salzstraße, erhielt die am nordöstlichen Ortsrand gelegene Wasserburg Bedeutung als Standort des Beigeleites und das Dorf eine größere Zahl von Einrichtungen, die zur Bedienung des Fernverkehrs notwendig waren.

 

Leider gingen Katastrophen, Kriege und Feuersbrünste nicht immer spurlos an Ollendorf vorbei. Erwähnt sei die Zerstörung der Oberkirche im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden.

 

1756-1763 wurde Ollendorf im Siebenjährigen Krieg schwer gezeichnet. Die Preußen plünderten Ollendorf mehrmals je nach Verlauf der Front. Allein bei der ersten Plünderung entstand ein Schaden von 2000 bis 3500 Talern. Kriegszahlungen, Einquartierungen und Zwang zum Kriegsdienst waren den Ollendorfern auferlegt. Erst 30 Jahre nach Ende des Krieges hat Ollendorf die letzte Kriegsschuld abgezahlt. 1813 verwüstete Napoleons flüchtende französische Armee Ollendorf schwer.

 

Die Truppen plünderten alles, was sie fanden: "Es ging zu wie bei der Zerstörung Jerusalems..." berichtete ein Chronist "...es blieb kein Dach, kein Gebälk selbst die Kirchenstühle nicht da, wo sie waren. Alles eßbare Getier wurde in die Lager geschleppt." Als Folge dieses Krieges raffte das Nervenfieber in den nächsten 1 1/2 Jahren 94 Ollendorfer dahin. Das waren 1/4 der Bevölkerung. Dazu kamen Mißernten, wie zum Beispiel 1817 bei den Winterfrüchten. Unumstritten sind auch die großen Opfer unter der Bevölkerung, die der Erste und Zweite Weltkrieg forderte. Nicht zu vergessen sind die großen Brände.

 

Am 6. März 1680 kam es zum wohl verheerendsten Feuer in der Geschichte Ollendorfs. Es brannten 22 Wohnhäuser, 29 Scheunen und ein Viehstall. Am 29. November 1823 verwandelte ein erneutes Feuer am Hanfsack in der Nähe der Wassermühle drei Häuser in Schutt und Asche.

 

Als grundherrschaftlicher Eigentümer ist für das Mittelalter neben Fulda auch das Kloster Hersfeld nachgewiesen, das 1366 seine Rechte an Niederzimmern, Ollendorf, Ottstedt und den späteren Wüstungen Getorn, Nangisdorf und Gebelsborn an die Stadt Erfurt verkaufte. Daneben sind auch die Grafen von Gleichen und Erfurter Patrizier als Lehensträger der Landgrafen in Thüringen begütert gewesen. Administrativ gehörte Ollendorf seit dem 15. Jahrhundert zur Vogtei Niederzimmern, seit 1706 zum Amt Azmannsdorf und teilte mit diesem die Geschichte des östlichen Erfurter Landgebietes.

 

Im Jahre 1505 kaufte die Stadt Erfurt das heruntergewirtschaftete Gut der heutigen Wasserburg, nachdem sie in mühevollen, fast hundertjährigen Verhandlungen die Ländereien Ollendorfs erworben hatte. Nach einem großen Brand auf dem Herrenhaus im Jahre 1694 ist dieses anschließend wieder aufgebaut worden. Zum Burglehen gehörten 400 Acker Land, 12 Acker Weinberge, zwei große Baumgärten, das Vorwerk, der Backofen, die Gerichte über Hals und Hand und die beiden Schenkstätten.

 

1813 rastete Napoleon auf seinem Rückzug eine Nacht auf der Wasserburg. Der größere Ausspannhof im Oberdorf (Haus 109) wurde 1492 neu erbaut und erhielt im 16. Jahrhundert seine heutige Gestalt als ein breitgelagerter, symmetrisch gegliederter zweigeschossiger Bau mit einem mächtigen Walmdach und einem schön gearbeiteten Eingangstor. Der dahinterliegende Vierseithof faßte 100 Pferde. Dem Schenkhof neben der Unterkirche gegenüber lagen das Geleithaus und das Hospital, in dem noch Anfang des 20. Jahrhunderts Arme und Kranke gepflegt worden.

 

Gericht wurde schon seit uralten Zeiten auf dem Dinkberg gehalten, der südlich an der Grenze zu Niederzimmern liegt und bis heute auch unter dem Namen Galgenberg bekannt ist. Über allem wachte im Auftrag des Reiches der Landesherr, der in Ollendorf jährlich drei Vogteigerichte abhalten ließ, die seit dem 18. Jahrhundert auf dem Dorfplatz vor der Unterkirche gehalten wurden. Es wird erwähnt, daß die besondere Lage Ollendorfs schon früh zu einer guten Schulbildung der Bevölkerung führte. 1640 konnten 87 % der männlichen und 41 % der weiblichen Bevölkerung Ollendorfs lesen und schreiben. Eine durch den Pfarrer des Dorfes geleitete Schule wurde sogar schon 1558 erwähnt.

 

Die genossenschaftliche Landwirtschaft begann in Ollendorf 1952 mit einer LPG Typ I, die ab 1956 als LPG Typ III "Einheit" weitergeführt wurde. Daneben entwickelte sich ab 1960 noch die LPG Typ I "Sonnenschein". 1966 wurden beide Genossenschaften in die Kooperationsgemeinschaft Kerspleben eingegliedert, die ab 1970 als LPG Pflanzenproduktion Kerspleben fortbestand. In der Tierhaltung war Ollendorf auf die Junghennenzucht für die LPG Frischeiproduktion Hottelstedt spezialisiert.

 

Die politische Wende 1989 brachte für den Ort tiefgreifende Änderungen. Nur noch rund zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden seitdem durch die Agrargenossenschaft Kerspleben bearbeitet. Mehrere Wiedereinrichter mit unterschiedlichem Produktionsprofil bilden einen privaten Sektor in der Landwirtschaft. Im heute knapp 500 Einwohner umfassenden Ort gibt es einige Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen. Die Schule besteht nicht mehr. Am Ortsrand nach Udestedt stehen 24 neue Einfamilienhäuser. Im Ortskern gibt es viele bauliche Veränderungen. Dabei fällt besonders das an der Ortsdurchfahrt stehende neu gebaute Landhotel Ollendorf auf.

 

Die Schule in der Angergasse 114 ist 1825, das Parrhaus 1836 nach Entwürfen gebaut worden, die unter Leitung C. W. Coudrays in der Oberbaubehörde des Großherzogtums Weimar entstanden sind. Das Kriegerdenkmal am Kirchturm der Unterkirche gestaltete der Direktor des Weimarer Bauhauses Walter Gropius im Jahre 1922.

 

Es bleibt zu erwähnen, daß 1848 die erste demokratische Partei unserer Gegend in Ollendorf gegründet worde. Im Jahre 1887 hatte Ollendorf bereits eine Wasserleitung. 1904 erhält Ollendorf den ersten Telefonanschluß. Bis jeder Haushalt sein eigenes Telefon bekam, vergingen jedoch noch weitere 90 Jahre. 1906 wird Ollendorf an das Stromnetz angeschlossen. Und im Jahre 1993 erhält der Ort eine Kläranlage für Abwässer.