Die Kirche "Philippus & Jakobus"

Die Kirche "Philippus & Jakobus" steht am südlichen Ortsrand, wo die ehemalige Salzstraße, heute ein Feldweg in Richtung Niederzimmern, die Via Regia kreuzte. Das Erscheinungsbild der Kirche ist gotisch. Der an der Nordseite dem Langhaus angefügte, sehr sorgfältig gearbeitete, mächtige Turm trägt einen Spitzhelm, das Langhaus mit seinem dreiseitigen Chorabschluss ein einfaches Steildach. Vom Kirchenschiff führt eine spitzbogige Tür in das tonnengewölbte Turmerdgeschoß. Laut Inschrift an der Turmnordseite wurde der Bau 1506 fertiggestellt. An der Südwand des Langhauses befindet sich der Grabstein des 1589 verstorbenen Churfürstlich Sächsischen Hauptmanns Martin Hase, auf dem dieser in Rüstung abgebildet ist.

 

Die für die Erbauung notwendigen Steine kamen wahrscheinlich aus den einheimischen Steinbrüchen, welche es schon mindestens seit ca. 1430 in Ollendorf gab.

 

Nach der Zerstörung der Oberkirche "Sankt Petri" im 30-jährigen Krieg ging gegen 1646 die Pfarreigenschaft an unserer heutige Kirche über. Dies erklärt auch die vielen kleineren und größeren Reparaturen und Umgestaltungen in den folgenden Jahren. So gab es zum Beispiel Dachreparaturen um das Jahr 1654. Die Wände der Kirche werden um 1676 wieder hergestellt, um die gesamte Kirche um 1684 erneut wiederherzustellen. Anschließend wird 1691 eine neue Orgel gekauft und 1695 bekommt der Turm eine größere Glocke.

 

Um 1700 erfolgte die barocke Umgestaltung des Inneren: der Einbau der Empore, die Aufstellung eines Kanzelaltars, der durch seine üppige Gestaltung auffällt. Zwischen hohen gedrehten Säulen ist eine vollplastische Kreuzigungsgruppe angebracht, neben den Säulen außen stehen zwei überlebensgroße Frauengestalten, Glaube und Hoffnung verkörpernd. Der Altar ist laut Kirchenbuch ein Werk des Erfurter Bildschnitzers Valentin Ditmar. Überliefert ist auch, dass die polnische Königin im Jahre 1700 auf ihrer Rückreise von Bad Ems in Ollendorf absteigt und sich mit einer Spende von einem Niederländischen Dukaten am Kirchbau beteiligte.

 

In den folgenden Jahren wird wieder an Turm und Dach repariert und um Jahre 1720 eine Giebelwand neu gebaut und zwei neue große Fenster "gegen Mittag" eingesetzt. Der Höhepunkt bildete 1722 eine neue Orgel, die vom Erfurter Orgelbauer Franz Volkart kam. Nach den folgenden Instandsetzungsarbeiten um Jahre 1750 wurde es wieder etwas ruhiger.

 

Im Oktober des Jahres 1813 haben die nach der Völkerschlacht bei Leipzig fliehenden französischen Truppen auch Teile der Inneneinrichtung der Ollendorfer Kirche für ihr Biwakfeuer genutzt. Die Kirche erhielt in den darauffolgenden Jahren eine an den Klassizismus angelehnte Fassung. Die barocken Malereien wurden überdeckt und weiße Farbtöne mit Vergoldungen dominierten. Die Ollendorfer Pfarrer haben sich gemeinsam mit ihrer Kirchgemeinde auch in der Vergangenheit stets aktiv bemüht, unsere Kirche zu erhalten. Dies war in der Zeit des Sozialismus alles andere als einfach. Stellvertretend seien hier die Pfarrer Dr. Bauer, Lange und Seidel genannt. So wurde 1952 wurden das Turmdach repariert und das Kirchenschiff neu geschiefert, 1979 wurde die Mauer des Kirchenschiffes neu verputzt. Umfangreiche Sicherungs- und Gestaltungsarbeiten waren notwendig geworden und wurden ausgeführt. Die Partnergemeinde in Württemberg unterstützte uns dabei auch materiell. Nach der politischen Wende wurde es möglich, umfangreichere Arbeiten zur Erhaltung unserer Kirche zu beginnen. Der rasch zunehmende Schwerverkehr auf der benachbarten Kreisstraße erschütterte die Mauern des Kirchenschiffes so stark, dass zu ihrer Sicherung ein Ringanker eingebaut wurde. Auch das Kirchturmgebälk wurde durch umfangreiche Zimmermannsarbeiten gesichert und erhielt eine neue Schieferdeckung. Die Kirchenelektrik wurde erneuert und das Innere neu ausgemalt. Das für die Gefallenen des ersten Weltkrieges vorhandene Denkmal wurde um die Gefallenen des zweiten Weltkrieges erweitert.2006 war das 500-jährige Kirchweihjubiläum ein besonderer Höhepunkt. Eine ganze Woche wurde mit Musik und Tanz, mit Vorträgen, einer Festschrift in Buchform und mit einem Festumzug gefeiert, der heute noch in den Erinnerungen der Menschen lebt. Auch in den folgenden Jahren wurde, entsprechend der Möglichkeiten aber doch kontinuierlich, weitergearbeitet. Das Glockengeläut war zu richten und die mehr als 220 Jahre alte Turmuhr erhielt eine Kur in der Werkstatt des Uhrmachers. Sie kündet heute wieder dem Dorf die Zeit. Ein besonders großes Vorhaben wurde 2016 realisiert, die umfängliche Instandsetzung des Dachstuhles des Kirchenschiffes und damit verbundene Schieferarbeiten. Jetzt erst konnte es im Inneren weitergehen. Unter der ehemals verputzten Decke, die in großen Flächen schon abgefallen war, verbargen sich barocke Malereien aus dem Jahre 1700. Diese legte die Restauratorin frei und sicherte sie. Ein alter Schmuck ist wiedererstanden. Auch für die nächsten Jahre gibt es noch genügend zu tun. Der Altar und die von ihrer Qualität sehr wertvolle Orgel bedürfen kundiger Hände. Wir haben eine schöne Kirche. Der heutige Stand ihrer Erhaltung und Restaurierung hätte nicht erreicht werden können, wenn nicht die Bürgergemeinde, der Heimat- und Kirmesverein, großherzige Spender, helfende Hände und verschiedene Institutionen die

 

Vorhaben unterstützt hätten. Ihnen allen gilt der Dank. Sie alle trugen und tragen dazu bei, dass die Kirche sich dort befindet, wo sie hingehört. In der Geografie und im Herzen: Mitten im Dorf!